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http://www.das-verordnete-Geschlecht.de


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Der Dokumentarfilm zum Thema Intersexualität ist zugleich ein Film über Geschlechter- und Körperpolitik. Die Geschichte der beiden Zwitter Michel Reiter und Elisabeth Müller, die der Film erzählt, stellt nicht nur die vermeintlich natürliche Zweigeschlechtlichkeit in Frage, son-dern macht deutlich, wie gewaltsam der Zwang zur (Geschlechter-)Normalität durchgesetzt und wie gewalttätig er empfunden wird.

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In "Das verordnete Geschlecht" geht es um die Geschichte von Zwittern aber auch um die weiterreichende gesellschaftliche Bedeutung, die darin liegt, dass die Gesellschaft nur die Existenz von zwei Geschlechtern anerkennen will. Michel Reiter, der zum Mädchen gemacht wurde, und Elisabeth Müller, die genetisch, aber nicht hormonell, ein Mann ist, erzählen welchen Preis sie dafür zahlen mussten, dass die Vorstellungen der Gesellschaft von Normalität erhalten bleiben. Weil ihre Eltern und die Ärzte nicht offen mit ihnen darüber sprachen, dass sie Zwitter sind, lebten sie jahrelang mit dem traumatisierenden Gefühl, irgendwas an ihnen sei schrecklich falsch. Wie andere Zwitter musste Michel Reiter schwere chirurgische Eingriffe erdulden, um dem Geschlecht zu entsprechen, das ihm verordnet worden war.
Heute leben Elisabeth Müller und Michel Reiter offen als Zwitter. Michel Reiter hat ein Gerichtsverfahren angestrengt, um zu erreichen, dass auch amtlich anerkannt wird, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Ihm kommt es dabei nicht so sehr auf die Eintragung in seinen Pass an. Wenn Zwitter als Zwitter anerkannt werden, so hofft er, werden auch die verstümmelnden geschlechtszuweisenden Operationen nicht mehr stattfinden dürfen. Der Film kontrastiert diese beiden Geschichten mit den Erzählungen von Juristen, Eltern und Ärzten, die meinen, dass es für intersexuelle Kinder das beste sei, frühzeitig operiert zu werden, weil sie sonst als Außenseiter aufwachsen würden. "Das verordnete Geschlecht" ist ein Dokumentarfilm über Geschlechter- und Körperpolitik. Er zeigt wie gewalttätig sich der Zwang normal zu sein und die Logik des "Ist es nicht das Eine, muss es das Andere sein" auswirken kann. Der Film plädiert dafür, dass in der Gesellschaft nicht Normalität und das Denken in einfachen Alternativen die Leitlinie ist, sondern Unterschiedlichkeit anerkannt und Gleichbehandlung sichergestellt wird


Oliver Tolmein
ist freier Journalist und Jurist und lebt in Weinheim. Schwerpunktmässig arbeitet er derzeit für die Wissenschaftsredaktion des SWR. Ausserdem schreibt er u.a. für den Deutschlandfunk, den WDR, die Zeitschriften konkret, jungle world, taz oder auch gelegentlich für das Feuilleton der FAZ. Er hat mehrere Bücher verfasst und promoviert am Fachbereich Rechtswissenschaften - Seminar für Strafrecht und Kriminologie der Universität Hamburg. Mit dem Thema Intersexualität beschäftigt er sich seit 1996.

Das verordnete Geschlecht

Ein Film von Oliver Tolmein und Bertram Rotermund mit Michel Reiter und Elisabeth Müller. Musik: Schorsch Kame-run, Deutschland, 2001, 62 min.. Formate: 35 mm/dolby sur-round, Video, DVD. Verleih-Infos: Rotermund@aol.com Siehe auch: http://www.das-verordnete-geschlecht.de/

Birgit/Michel Reiter, Zwitter aus München, kämpft darum, endlich weder "Mann" noch "Frau" sein zu müssen, sondern das sein zu dürfen, was er/sie ist, ein InterSexueller. Der Film zeichnet sein Schicksal nach und das von Elisabeth Müller, amtlich als "Frau" klassifiziert, aber genetisch ein Mann. Regie beim Doku-Film führten Oliver Tolmein und Bertram Rotermund. Filmförderung Hamburg, Kuratorium Junger Deutscher Film, Filmbüro und Landesmedienanstalt Bremen förderten den Film. Dessen Botschaft lautet: Menschen dürfen nicht zwangsweise über den Leisten einer nicht den Tatsachen der Natur entsprechenden, rein gesellschaftlich definierten "Normalität" geschlagen werden. Die Natur nimmt's oft nicht so genau mit den Geschlechtern. "Zwitter" (oder in neuerer Terminologie "InterSexuelle") werden die Menschen genannt, die bei der Geburt keinem der beiden Standard-Geschlechter klar zuzuordnen sind. Intersexuelle sind eine Minderheit -- das ist unbestritten. Heftig auseinanderklaffen aber die statistischen Zahlen: Einmal heisst es eines von 2000 Babies werde als Zwitter geboren, eine andere Statistik nennt eine Relation von 1 : 10 000.Die Ärzte sehen da seit eh und je "Krankheit", die auszumerzen ihnen jedes Mittel recht ist, möglichst gleich im Baby-Alter -- und damit natürlich ohne Einwilligug der Betroffenen, die zunehmend auf ihr Recht pochen, ihre Identität im Lauf ihrer Entwicklung selbst zu bestimmen Der Doku-Film stellt dar, mit welch leidvollen Lebensläufen Zwitter dafür bezahlen müssen, dass die definierte Zweikategorien-Geschlechtlichkeit erhalten bleibt: Schwere chirurgische Eingriffe nur um gemäss dem Urteil selbstherrlicher Ärzte so auszusehen wie es "normal" ist fürs Geschlecht, das dem Baby aufoktroiert wurde. Die Ausschliesslichkeit von nur zwei Geschlechtern ist grundlegende Norm fürs gesellschaftliche Leben. Etwas dazwischen oder eine Mixtur davon darf es nicht geben. Kontakt: Rotermund@aol.com; Mehr Info: