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Makellos

Der gelähmte Sicherheitsbeamte Walt Koontz verkriecht sich in seiner Wohnung. Doch als Therapie werden ihm ausgerechnet Gesangsstunden bei einer benachbarten Drag-Queen verschrieben.

Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Barry Miller, Christopher Bauer, Skipp Sudduth, Wilson Jermaine Heredia, Nashom Benjamin, Scott Allen Cooper

Regie: Joel Schumacher

Ex-Sicherheitsbeamter Walt Koontz (Robert De Niro) hat bereits bessere Zeiten erlebt. Nun wohnt er in dem heruntergekommenen El Palacio Hotel Tür an Tür mit den schrillsten Vögeln New Yorks. Vor allem Drag Queen Rusty (Philip Seymour Hoffmann) geht dem konservativen Walt mit ihrem lauten Gesang und ihren schrillen Freunden gewaltig auf die Nerven. Als es eines Tages zu einer Schießerei zwischen einer Prostituierten und mehreren Gangstern kommt, greift Walt instinktiv zu seinem alten Dienstrevolver. Doch die Heldentat will ihm nicht gelingen - ein Schlaganfall wirft ihn zu Boden. Aus Stolz weigert er sich sein Apartment zu verlassen. Nur widerwillig erklärt er sich bereit, an einem Rehabilitationsprogramm teilzunehmen.....um sein Sprachvermögen wiederzuerlangen, werden ihm ausgerechnet Gesangstunden bei Rusty verordnet! Die beiden gegensätzlichen Nachbarn können sich nicht ausstehen und beginnen doch eine Arbeitsbeziehung. Die Not führte sie zusammen. Die Nähe lehrt sie Toleranz. Doch dann beginnen sich die Dinge zu verwirren....

"Ein komödiantisches Duett für zwei begabte Schauspieler", nennt die New York Times Joel Schumachers anrührend witziges Drama, dessen Hauptpersonen ein Macho-Cop und ein Transvestit sind. Nach REINE NERVENSACHE zeigt sich Oscarpreisträger Robert De Niro erneut von seiner komischen Seite und muss als Spießer über seinen eigenen Schatten springen.

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Freundschaftsspiel
 
In "MAKELLOS" finden sich Robert De Niro und Philip Seymour Hoffman als ungleiche Partner in der Not
 

Das kann eigentlich nicht gut gehen: Der alternde Ex-Wachmann und ehemalige Soldat Walt Koontz (Robert De Niro) hat für seinen Nachbarn Rusty (Philip Seymour Hoffman) nichts als Verachtung übrig. Rusty ist transsexuell und die Ersatzmutter einer Schar aufgedrehter Transvestiten, die sich regelmäßig bei ihm zum Singen treffen. Koontz kommentiert das Treiben der "Schwuchteln" mit einer beeindruckenden Anzahl von Abwandlungen des Wortes "fuck" - Rusty seinerseits sieht im Nachbarn den Prototypen des reaktionären Amerikaners, der alles hasst, was anders ist als er selbst. Der eine hält sich für einen harten Kerl, den nichts umhauen kann. Der andere fühlt sich als Frau im falschen Körper und lehnt alles Macho-Gehabe ab.

EIN SCHLAGANFALL verschlägt Koontz buchstäblich die Sprache. Halbseitig gelähmt verkriecht er sich in seiner Wohnung und zerfließt in Selbstmitleid. Um wieder sprechen zu lernen, verordnet ihm sein Arzt eine Gesangstherapie. Aber Koontz kann sich keinen teuren Therapeuten leisten. Rusty wiederum hat ein Klavier und braucht Geld - so kommen die beiden Kontrahenten widerwillig zusammen. Nur langsam gewinnen sie Vertrauen zueinander. Eine fragile Freundschaft entsteht, stets in Gefahr, zu zerbrechen.

Zwei höchst gegensätzliche Männer bringt Joel Schumacher in seinem Film "Makellos" zusammen, und dabei ist dem Regisseur, der vor allem für großes Hollywood-Kino (etwa die letzten beiden "Batman"-Filme) bekannt ist, ein kleines Kunstwerk gelungen, das zugleich sentimental und sarkastisch ist, ans Herz rührt und feine, gemeine Seitenhiebe austeilt. Die beiden Männer kommen sich näher, ohne dass einer von beiden ein anderer Mensch werden muss. Aber in Robert De Niro und Philip Seymour Hoffman (zuletzt zu sehen in "Magnolia") hat Schumacher zwei Hauptdarsteller gefunden, die alle Kitschklippen, die in dieser Freundschaftsgeschichte lauern, sicher und souverän umschiffen.

Vor allem De Niro hält sich als der verbitterte und in seiner Kraft erschütterte Koontz angenehm zurück und lässt Philip Seymour Hoffman Raum zum Entfalten. Der spielt Rusty als tragische, immer wieder auch komische Type: nach außen ein selbstbewusstes Lästermaul, im Innern aber ein hässliches Entlein, das weiß, dass es niemals ein schöner Schwan wird.

Der verstockte Macho und die pummelige Drag-Queen - ein so seltsames Paar sieht man nicht oft im Kino. Aber auch selten ein bezaubernderes.

Quelle: STErn I Ausgabe: 28 I 06-07-2000 I