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FOTOGRAFIE


Ela Mergels - "walking in between" 1998


Ela Mergels veröffentlichte 1998 ihr Buch "walking in between" mit Fotos von deutschen Transsexuellen. Darin zeigt sie nicht nur die üblichen Portraitfotos, sondern versucht auch, das Lebensumfeld einzufangen: die triste Hochhaussiedlung, die Wand mit den Erinnerungsfotos, das Badezimmer mit den Kosmetika und die Hanteln neben dem Bett. Herausgekommen ist eine authentische Momentaufnahme, die einen Einblick in das Leben und einen Eindruck von dem Leben dieser Trans-Frauen und Trans-Männer ermöglicht. Und genau da liegt der Unterschied zu vielen anderen Fotografen, die sich dem Thema Transgender zuwenden: nichts Glamoröses, keine Travestiekunst, aber auch keine Tragödien, sondern - gelebte Normalität.

Aus dem Beitrag von Margit Huber in Ela Mergels "walking in between":
Nachdenken über Norm und Wahrheit

Jeder Mensch kommt in dem Bewußtsein zur Welt, angenommen und gewollt zu sein und weiß zunächst nicht, was Geschlecht ist. Nach und nach erfährt und lernt er, daß dieses Angenommensein an Bedingungen geknüpft ist. Anpassung an die geltenden gesellschaftlichen Verhaltensnormen ist eine Voraussetzung, die jeder Mensch erfüllen muß, um dazuzugehören und mitmachen zu dürfen.

Besonders belastet mit Tabus, Sanktionen und Vorschriften ist der Bereich der Geschlechtsnormen, eine gesellschaftliche Realität, deren Interpretation im Grunde die Aufgabe jedes einzelnen Gesellschaftsmitglieds ist. Dieser komplexen Denkaufgabe aber entziehen sich die meisten Menschen, indem sie "bewährte" Traditionen und Rollenmuster mehr oder weniger kritiklos übernehmen.

Eingeschnürt in ein für sie zu enges Normenkorsett fühlen sich dann vorallem jene Menschen in der Ausübung der Geschlechtsfreiheit unterdrückt, für die sich die Geschlechtsidentifikation keineswegs als natürlicher Entwicklungsverlauf, sondern als mühevolles, dem Bewußtsein oft verborgenes, subtiles und strategisches Projekt erweist. Wie stark die sozialen Zwänge auf die Geschlechtsrollenunterwerfung und -abweichung sind, kommt darin zumAusdruck, "daß die meisten Menschen sich tief verletzt fühlen, wenn man ihnen sagt, daß sie sich nicht ihrer Männlichkeit oder Weiblichkeit entsprechend verhalten", aber auch im Ausmaß der Qual und des Schreckens, das jene Menschen auf sich nehmen müssen, die es wagen, "das vorgeschriebene Geschlecht zu verlassen oder in das Territorium des anderen Geschlechts einzudringen".

"Wenn die menschliche Existenx immer schon geschlechtliche Existenz ist, dann bedeutet der Versuch, die etablierten Geschlechtsrollen zu verlassen, in gewissem Sinne bereits die Infragestellung der eigenen Existenz."









(Alle Rechte liegen beim Fotografen.)