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Interviews, Berichte & Meinungen
Tagebuch eines Coming-Outs
Selbstmord - oder sich der eigenen Transsexualität stellen, vor dieser Entscheidung steht im Herbst 98 eine junge Frau, die bis dahin als Mann lebt. Heute, ein Jahr später berichtet S*** von ihrem Coming-Out.

"Im Herbst 1998 ging es mir physisch und psychisch so schlecht, daß an ein Weiterleben in der bisherigen Form nicht mehr zu denken war. Nun war es an der Zeit eine grundsätzliche Entscheidung zu treffen: mein Leben beenden (kein ganz neuer Gedanke für mich) oder es endlich zu beginnen.

Letztlich fiel mir die Entscheidung leicht, denn das Leben ist schön und endet ohnehin früh genug - auch ohne mein Dazutun. Auf jeden Fall wollte ich den Versuch wagen, denn zu verlieren hatte ich eh nichts mehr. Trotzdem ging ich die Sache sehr diskret an. Angst, Scham, Unwissenheit ließen mich lange zögern, Kontakt und Hilfe zu suchen - ich wollte mich ja schließlich erst einmal informieren und nicht gleich outen.

So war die Anonymität des Internets die Rettung für mich: hier konnte ich mich in aller Ruhe kundig machen ohne meine Identität preisgeben zu müssen. Diese Möglichkeit nutzte ich dann auch gleich ausgiebig - manchmal Nächte lang. Die Organisation "Transidentitas" war mir schon lange bekannt, ebenso deren Telefonnummer, jedoch traute ich mich, aus den oben genannten Gründen, nie dort anzurufen. Nun hatte ich die Möglichkeit über die "Transidentitas" Homepage Adressen von Selbsthilfegruppen und Ansprechpartner herauszufinden.

So bekam ich zwar eine Adresse und eine Telefonnummer, aber hatte das gleiche Problem wie früher: ich mußte persönlich Kontakt aufnehmen. Die Situation war Paradox: die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in E., in meiner unmittelbaren Nähe, bot eine Selbsthilfegruppe an und ich traute mich nicht dort anzurufen. Dann, nachdem ich ein oder zwei Wochen mit mir selbst gerungen hatte, rief ich von einer Telefonzelle(!) aus dort an. Natürlich hatte ich zunächst eine falsche Telefonnummer, die nicht mehr aktuell war. Ich war fassungslos: da hatte ich mich endlich überwunden und dann das! Aber jetzt war auch schon alles egal - also fragte ich mich durch. Schließlich erhielt ich die Telefonnummer der Gruppenleiterin, Frau P., und konnte mit Ihr einen Termin in der AWO ausmachen.

Am 9. November 1998 trafen wir uns im L***-A***-Haus. Wir unterhielten uns sehr lange und zum Schluß gab mir Frau P. die Telefonnummer der psychischen Ambulanz der Uni-Klinik E. Dorthin sollte ich mich zunächst wenden um mir meiner Situation bewußt zu werden und wenn ich denn wollte, dürfte ich auch gerne zur Gruppe kommen. Zu diesem Zeitpunkt schien mir eine Gruppenteilnahme allerdings noch zu früh. Tatsächlich suchte ich immer noch einem Ausweg aus meiner scheinbar aussichtslosen Situation. Noch immer suchte ich nach einer Heilungsmethode: es mußte doch einfacher sein, seine Gedanken zu ändern als den ganzen Körper! Zum ersten Mal seit ich erwachsen war hatte ich nun mein Schweigen gebrochen und je mehr ich darüber sprach, um so klarer wurde mir mein Weg: ich wollte aus tiefstem Herzen eine Frau sein, auch wenn mein Verstand dagegen rebellierte und mir die Aussichtslosigkeit meiner Lage immer wieder eindrucksvoll vor Augen führte.

Für den 18. November 1998 machte ich einen Termin an der Uni-Klinik aus und erfuhr während des Telefonats, daß ich eine Überweisung von meinem Hausarzt bräuchte. *schluck* Mein Hausarzt wußte natürlich noch von nichts und meine Eltern und alle Nachbarn gingen auch dort hin. Langsam wurde die Sache echt lästig. Es trat genau das ein, was ich befürchtet hatte: anstatt mich diskret informieren und mein Problem in den Griff bekommen zu können, wurden es notwendig immer mehr Leute ins Vertrauen zu ziehen und mich outen zu müssen. So ging ich am ich am 16. November 1998 mit einem mulmigen Gefühl im Magen (nicht nur weil nüchtern zur Blutabnahme) zu meinem Hausarzt und bat Ihn um eine Überweisung zur ambulanten Psychotherapie.

Er schien kein bißchen erstaunt zu sein. Er stellte zwei, drei Fragen und gab mir die Überweisung mit. 18. November 1998; R*** Kliniken E.; ambulante Psychiatrie: mein erstes Gespräch mit Herrn Dr. B. Auf dem Gang begegnete ich noch, wie der Zufall halt so spielt, einer Freundin aus der Grundschule, die dort studiert. Dem ersten Gespräch folgten noch drei weitere innerhalb von 14 Tagen. Da eine begleitende, am