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Änderung des TSG |
(28. November 2002) Der Apell einiger Transsexueller gegen eine Änderung des Transsexuellengesetzes hat hohe Wellen geschlagen und wird immer noch heftig diskutiert. Uns erreichte folgender offener Brief von Anne Sarah Tollkien: Hallo nachdem ich die unselige Entwicklung in verschiedenen Foren und Gästebüchern in der letzten Zeit mit zunehmendem Widerwillen verfolgt habe melde ich mich jetzt auch mal zu diesem Thema zu Wort. Das TSG besteht jetzt seit mehreren Jahren in der vorliegenden Form und hat hunderten wenn nicht Tausenden von Transsexuellen zu einem neuen Leben verholfen. Nicht nur ich sondern wahrscheinlich die Mehrzahl der zur Zeit in den Foren aktiven Mitglieder können sich nicht an die Zeit vor dieser gesetzlichen Regelung erinnern oder haben sie gar persönlich erlebt. Die Urheber des TSG haben für die damalige Zeit erstaunliches geleistet und wenn ich mir vor Augen führe das in anderen europäischen Ländern ähnliches nicht mal im Ansatz vorhanden ist ziehe ich meinen virtuellen Hut vor diesem Gesetz und seinen Gründervätern und -Müttern. Trotzdem haben sich über die Jahre die Anforderungen an ein solches Gesetz geändert und völlig neue Probleme sind aufgetreten vor denen immer wieder einzelne von uns verzweifelt kapitulieren müssen. Das große Problem des TSG ist in meinen Augen das es in vielen Fragen die uns betreffen recht wage formuliert ist und nach allen Seiten Raum zur Interpretation offen läßt. Wie verschiedene Urteile, gerade zur Namensänderung auch gezeigt haben. Wir dürfen jedoch nicht außer acht lassen das ein Gesetz nur einen Rahmen vorgeben kann der letztlich durch seine Umsetzung vor den Gerichten mit Leben erfüllt wird. So ist es bei allen anderen Gesetzen auch. Durch verschiedene negative Entwicklungen in der letzten Zeit (Off Label Use, MDK Papiere...) wird deutlich das eine Revision des TSG mit der Aufnahme einer Regelung für die medizinische Versorgung von TS unausweichlich ist. Jedoch werden wir mit dem konfusen Bild das wir in der Öffentlichkeit abgeben mit Sicherheit als Bedenkenträger und eigentliche Betroffene sicherlich nicht gehört werden wenn es darum geht neue Regelungen zu entwerfen. Wie stehen wir heute da? Es gibt einige, wenige Transsexuelle welche sich als Sprachrohr einer schweigenden Mehrheit sehen ohne jäh wirklich dazu beauftragt worden zu sein. Es gibt beinahe genauso viel Meinungen und unversöhnliche Standpunkte wie es Personen gibt die eine Meinung vertreten. Auch fühlen sich auf einmal alle möglichen Randgruppen die von diesem Gesetz bisher nicht betroffen waren dazu veranlaßt ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen einzubringen. (mit Randgruppen versuche ich nur auf die Zahl der Personen hinzuweisen ohne sie damit diffamieren zu wollen) Was weit und breit nicht zu sehen ist, ist eine Organisation welche sich für die Interessen der Transsexuellen einsetzt. Über die dgti können wir getrost das Mäntelchen des Schweigens ausbreiten, da sie als Organisation bisher nichts (oder fast nichts) geleistet hat was in irgendeiner Weise erwähnenswert wäre. In anderen Ländern finden sich Aktivisten welche sich bereitwillig in den Dienst der Mehrheit stellen und ihre Fähigkeiten, Kenntnisse und Beziehungen in Verbänden und Organisationen einbringen. Hier jedoch herrscht eine allgemeine "nach mir die Sintflut Mentalität". Transsexuelle sind eben nur in der relativ kurzen Zeit ihrer Transition wirklich transsexuel. Davor lockst du keinen Transsexuellen aus der Reserve; entweder weil er/sie nicht weiß das er/sie transsexuel ist oder weil er/sie gerade versucht diese Eigenart mit allen Mittel zu unterdrücken. Und danach wollen Alle möglichst schnell ihr "normales" Leben als Frau oder Mann führen und nach Möglichkeit nicht mehr an die Zeit dazwischen erinnert zu werden. Was bleibt uns noch? Was bleibt ist die große Mehrheit derjenigen die sich gerade mitten in der wahrscheinlich schwierigsten Phase ihres Lebens befinden und meistens ins kalte Wasser gesprungen sind. Sie werden hin und her gerissen zwischen, durch die HRT verursachte Gefühlsschwankungen und den Ängsten und Sorgen, welche das neue Leben als "NochnichtganzFrau" bzw. -Mann mit sich bringt. In einer solchen Phase sich aus dem Fenster zu lehnen und das Wort für oder gegen bestimmte Veränderungen zu ergreifen ist begreiflicherweise schwer, wenn nicht gar ganz unmöglich. Setzt man sich doch auch noch der Gefahr aus manchmal die einzigen zu verprellen mit denen man noch über Gefühle, Ängste und Sorgen reden kann, nämlich andere Transsexuelle auf deren Erfahrungen man angewiesen ist. Wer sind also die Wortführer einer Gesetzesänderung auf Seiten der Transsexuellen? Im wesentlichen haben wir es hier mit Transsexuellen zu tun die sich nicht mehr als solche bezeichnen aber mit messianischem Eifer versuchen ihre eigenen Meinungen, zur Not gegen alle Vernunft und auch gegen alle die sie vorgeben zu vertreten, durchzusetzen. Ich persönlich bezeichne solche Menschen als "Berufstransen" und versuche mich sofort so schnell wie möglich und so weit wie möglich in Sicherheit zu begeben wenn ich einer begegne. Diese Leute haben meist ihre Transsexualität zum Selbstzweck werden lassen und ihr Leben wird im Wesentlichen davon bestimmt. Oftmals sind sie nicht in der Lage eine "normale" Beziehung einzugehen und ein Leben jenseits der Transsexualität zu führen. Was passiert wenn sich einer solchen Berufstranse jemand in den Weg stellt und versucht sie mit anderslautenden Meinungen zu konfrontieren? Er wird erbarmungslos angegriffen und mit allen Mitteln versucht kaltzustellen. Ein gutes Beispiel (und in meinen Augen einen Negativrekord) setzt zur Zeit eine gewissen Frau Tanja Krienen in verschiedenen Foren und Gästebüchern. Der Stil und die Art wie Frau Krienen mit vermeintlichen Gegnern umgeht ist bar jeder vernünftigen Kritik und soll hier nicht Gegenstand einer Erörterung sein. Mag sich jeder selbst sein Bild davon machen (Das Net ist voll davon). Was bleibt? Solange die welche es betrifft sich nicht erheben und mit eigener Stimme für eine eindeutige gesetzliche Regelung und Verfahrensweise der gesetzlichen Krankenkassen kämpfen werden wir immer dem Wohlwollen der Interessenvertreter der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Parteien ausgesetzt sein. Solange wir Leuten das Feld überlassen die keine von uns auch nur zum Mittagessen einladen würde aus Sorge danach in einem Bombentrichter zu leben, brauchen wir uns nicht wundern wenn wir nicht ernst genommen werden. Ich persönlich sehe der Zukunft mit Sorge entgegen wenn ich daran denke das in nächster Zeit eine Neufassung des TSG auf der Tagesordnung steht.... Mit trotzdem immer noch ungetrübtem Optimismus und dem Glauben an einen Rest Vernunft in uns allen. |